Hier und da spriessen schon die Löwenzahnblüten und schon bald sind die Wiesen voll mit seinem leuchtenden Gelb. Er gehört eher zu den unbeliebten Wiesenblumen, wenn man sich aber mit ihm beschäftigt, wird man ihn lieben. Freuen Sie sich auf frühlingshafte Geschmackserlebnisse. Da wäre der Löwenzahnsalat: junge, zarte Löwenzahnblätter mit Öl, Essig, fein geschnittenen Zwiebeln und Salz angemacht, haben Sie noch hartgekochte Eier von Ostern übrig, sie mildern den etwas bitteren Geschmack. Wer es gerne herzhaft mag, angebratene Speckwürfel sind ein Gedicht, es gibt unzählige Variationen; gemahlene Haselnüsse, Kapern, Schafskäse, Sardellenpaste, Meerrettich, Sauerrahm, Joghurt, Zitronensaft, lecker sind noch andere Wildkräuter dazu.
Nun kommen wir zu den Blüten: die Blütenknospen können als Gemüse mit Käse überbacken werden, als Kapern in Essig eingelegt sind sie ein herrliches Antipasti oder verfeinern Ihren Kartoffelsalat. Die Blüten in Bierteig getaucht und frittiert, in das Omelette gerührt und den Salat dekoriert, hier ist es aber zu empfehlen die Blüten auszuzupfen.
Eine Köstlichkeit ist der Löwenzahnhonig - Sirup: 2-4 gehäufte Hand voll Blüten in 1L. Wasser aufkochen und zugedeckt über Nacht ziehen lassen. 1kg Zucker und eine halbe, klein geschnittene Zitrone dazugeben und auf kleiner Flamme eindicken. Mit diesem Sirup kann man auch köstliche Erfrischungsgetränke herstellen.
Die Blätter: als Gemüse mit Speck, Weisswein und Sahne. Etwas grössere Blätter gefüllt mit Hackfleich oder Fisch, für Vegetarier mit Reis, Hirse oder Quinoa, in einer Tomatensauce gekocht. Die Rosetten werden zeitig im Frühjahr gestochen, in Salzwasser gekocht, dann mit Paniermehl bestreut, in geschlagenem Ei gewendet und ausgebacken.
Die Stiele sind eine weitere Köstlichkeit: sie werden blanchiert, etwas Weisswein und Creme Fraiche oder Kräuterfrischkäse, erkalten lassen, in ca.10 cm lange Streifen schneiden und in Roh- oder gekochten Schinken gewickelt, damit werden Sie Ihre Gäste sicherlich begeistern. Die Wurzel: Wilde Zichorie, so wurde auch der Löwenzahn-Kaffee - Zichorien-Kaffee genannt. Der aus den Wurzeln hergestellt werden kann. Dazu werden sie klein geschnitten und getrocknet. In einer Pfanne oder auf dem Backblech werden sie geröstet und anschliessend in einer Kaffeemühle fein gemahlen. Nehmen Sie auf eine Tasse Wasser 1 TL Pulver und kochen es kurz auf, kurz ziehen lassen. Am besten schmeckt der Kaffee mit Milch, Zimt und Honig. Er kann auch mit normalem Kaffee gemischt werden.
Es gibt sicherlich noch unzählig mehr Rezepte, einmal damit angefangen sind Ihrer Fantasie sind keine Grenzen mehr gesetzt. Er schmeckt nicht nur gut, er ist auch sehr gesund. Über seine Heilwirkung gibt es eine lange Liste. Viele Wildpflanzen haben eine ausgeprägte blutreinigende Wirkung und eignen sich vorzüglich zu einer Frühjahrskur. Der Löwenzahn ist einer von ihnen, er regt sämtliche Verdauungsorgane, Leber, Galle, Milz, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Blase an, dadurch werden alte Schlacken ausgeschieden. Aus den gleichen Gründen kann er auch bei Rheumatismus helfen. Wir können Blätter, Blüten und Wurzeln verwenden. Alle Pflanzenteile sind heilkräftig und schmecken mehr oder weniger bitter. Wichtige Inhaltsstoffe sind der Bitterstoff Taraxin und Inulin. Der Wirkstoffgehalt schwankt stark im Laufe der Jahreszeiten, am meisten finden sich im Herbst in der Wurzel. Unsere Nahrung enthält immer weniger Bitterstoffe, in Gemüse und Früchten werden sie weg gezüchtet. Dabei sind diese zur Stimulation der Leber und der anderen Drüsen sehr wichtig. Eine dreiwöchige Frühjahrskur mit Löwenzahnsalat oder Löwenzahnsaft (gibt es auch fertig zu kaufen) wäre zu empfehlen. Wir können ihn auch als Schönheitsmittel verwenden bei Ekzemen und Pickeln. Der Milchsaft wurde gegen Warzen verwendet. Der Blütenstaub ist ein gutes Stärkungsmittel bei Erkältung, also wenn das Immunsystem geschwächt ist. Für Extrakte aus Löwenzahn konnte eine hemmende Wirkung auf das Grössenwachstum und die Invasivität von Prostata- und Brustkrebszellen, auch eine apoptosefördernde Wirkung (Zelltod) bei Leberkarzinom- Leukämie- und Pankreaskrebszellen nachgewiesen werden. Die Blätter enthalten zum Beispiel das Provitamin A (auch in Karotten). Es hat 40 x mehr davon als im Salat, den wir im Supermarkt kaufen und 3 x mehr Eisen als Spinat. Er enthält noch Mineralsalze, Vitamin B + C + E, Gerb- und Bitterstoffe. Er wirkt auch ausgleichend auf den Blutzuckerspiegel. Seine vielen mundartlichen und umgangssprachlichen Bezeichnungen spiegeln seinen Bekanntheitsgrad wider. Einige dieser Namen beziehen sich auf seine harntreibende Wirkung (Diuretikum): Bettpisser, Bettseecher, im französischen Pissenlit oder dent-de-lion. Bei den bäuerlichen Innerschwyzer Meteorologen gilt der Löwenzahn als Wetterzeichen: Wenn er gegen Abend noch offen ist, gibt es eher schlechtes Wetter. Die im Itzgründischen verbreitete Bezeichnung „Mellichstöck“ bzw. "Millichstöck" spielt auf den Milchsaft an. Anders als bei vielen anderen Pflanzen stammt der botanische Name des Löwenzahns nicht aus dem Lateinischen oder Griechischen, sondern aus dem Arabischen. Tarakshaqu bedeutet so viel wie bitteres Kraut. Der Name Löwenzahn verweist auf die gezähnten Blätter, Pusteblume auf die Eigenschaft der Samen, einfach weggeblasen zu werden. Mit dem Löwenzahn verbinde ich viele Kindheitserinnerungen. Wir haben die Stengel des Löwenzahns der Länge nach zerteilt und ins Wasser gelegt. Der Stengel kringelt sich, das waren unsere Ohrringe. Ein Dekotipp für heute: bei lauen Sommerabenden oder einer Grillparty; eine Schale mit Wasser, ein paar Schwimmkerzen und ganz viele Löwenzahnkringel! Auch haben wir Blasrohre aus den Stengeln hergestellt, wenn wir durch die Wiesen streiften, waren wir voll mit Blütenstaub und unsere Finger voll mit den Flecken, die der Saft hinterlässt, nicht immer zur Freude unserer Mutter. Es empfiehlt sich alte Kleider anzuziehen! Wie so oft in der Natur gibt auch eine Verwechslungsmöglichkeit!
Im Sommer, wenn die Löwenzahnblüten nur noch vereinzelt zu sehen sind, kommt eine andere Pflanze, die fast genau so aussieht und noch dazu genau so heisst, der (Rauhblatt-) Löwenzahn oder auch Leontodon. Der gelbe Blütenkopf ist nicht so dicht gefüllt. Botanisch finden wir noch einige weitere Erkennungsmerkmale.
Aber keine Angst der Leontodon ist auch essbar!
Durch das frühe Erscheinen seiner Blüten ist der Löwenzahn eine wichtige Bienenweide, die der Entwicklung der Bienenvölker im Frühjahr dient, bei grösseren Vorkommen aber auch eine Frühtracht-Honigernte ermöglichen kann. Löwenzahnhonig hat ein kräftiges Aroma, ist im frischen Zustand goldgelb und dickflüssig und kandiert feinkörnig zu einem dann gelblichen Honig aus.
Für ein Kilogramm Honig muss ein Bienenvolk über 100.000 Löwenzahnblüten besuchen.
Ich hoffe, dass Sie nun dem Löwenzahn ein Plätzchen in Ihrem Garten gönnen wollen!
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