Wer in diesem Sommer in Südfrankreich – Provence war, kam vielleicht in den Genuss der blühenden Lavendelfelder, der zahllosen Destillerien und diesem traumhaften Duft, der die Region umschmeichelt. Zum Glück gedeiht er auch bei uns.
Die meisten kennen den Lavendel vom Lavendelsäckchen her, das uns einen angenehmen Duft beschert oder uns die Motten von den Kleidern fern hält, aber diese Pflanze kann noch viel mehr. Tabernaemontanus (1522-1590 Botaniker, Apotheker, Arzt) schrieb über diese Heilpflanze:
„Es ist der Lavendel ein edel köstlich Gewächs, das vor vielen anderen Kräutern den Vorzug hat und zu vielen Gebersten des Leibes kann gebraucht werden. Vornehmlich ist er eine edle Arznei wider alte und kalte Gebersten des Hauptes, des Gehirns und der Nerven, indem er selbige stärkt, erquickt und erwärmt, ganz besonders wenn man etwas Rosmarin dazu tut oder Salbei, Zimtrinden, Nägelein, Muskatnuss, selbes in Wein oder Wasser siedet und davon trinkt.“
In der Heilkunde gebraucht man hauptsächlich die Blüten, jedoch auch die Blätter sind heilsam. Eine Anwendungsform ist der Lavendeltee bei Kopfschmerzen und Reizmagen infolge von Nervosität. Das ätherische Lavendelöl ist sicherlich die effektivste Form der Lavendeltherapie, da die Wirkstoffe sehr gut über die Haut und die Atmung aufgenommen werden. In akuten Fällen von geistiger Erschöpfung massiert man einige Tropfen oberhalb der Schläfen oder gibt etwas Öl auf Duftsteine. Oder man gibt 2-4 Tropfen des Öls auf ein Stück Würfelzucker und lässt es im Mund zergehen. Als Einschlafhilfe eignet sich ein abendliches Bad mit Lavendelöl, wenn man es in Milch oder Sahne gibt, tut es auch der Haut gut. Wer unter rheumatischen Beschwerden leidet kann in der Apotheke Lavendelspiritus erwerben und sich damit einreiben.
Da es nun bald wieder mit der Schnupfen- und Grippezeit los geht, kann man sich einen Lavendelessig ansetzen, eine Flasche halb gefüllt mit Lavendelblüten, mit Apfelessig auffüllen, zwei Wochen stehen lassen, jeden Morgen ein Schnapsglas davon trinken, wem das zu heftig erscheint, kann noch Wasser und Honig dazu fügen, somit sind wir gestärkt vor der kommenden kalten Jahreszeit. Dieser Lavendelessig ist auch eine Bereicherung für den Salat, sei es Grüner- oder Krautsalat, er bekommt eine besondere Note. Die herrlichen violetten Blüten, abgezupft, sind nicht nur eine schöne Dekoration im Salat, mit Kapuzinerkresse stärken wir gleich unser Immunsystem.
Der Lavendel gehört zur Familie der Lippneblütler (Lamiaceae) und gedeiht auf mageren, steinigen Böden, am liebsten in voller Sonne. Mithilfe seiner tief in den Boden ragenden Pfahlwurzeln übersteht er auch lange Trockenheit. Seine älteren Äste verholzen, die jungen Triebe sind graugrün und vierkantig. Aus ihnen spriessen die nadelförmigen, länglichen grünlich-silbrigen Blätter. Von Juni-September blühen die blauen bis lilafarbenden, stark duftenden Blütenähren. Dieser Duft betört nicht nur uns Menschen, auch die Insekten lieben ihn, besonders die Bienen.
Rote Rosen mit ein paar Ähren Lavendel sind ein feiner Hingucker, das erfreut nicht nur unsere Nase.
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