„Anklammern oder Sterben“ - wenn Pflanzen einen Wahlspruch hätten, dann könnte dies der Wahlspruch des Efeus sein. Manche nennen ihn den „Efeu des Poeten“, weil er das Symbol treuer Liebe ist; andere geben ihm Namen wie Baumefeu, Eppich, Mauerwurz oder sogar so hässliche wie Baumwürger, Baumtod oder Schreckblätter. Dabei ist die Pflanze kein Parasit: wenn sie sich auch mit kräftigen Haftwurzeln an die Rinde der Stämme klammert, an denen sie emporsteigt, so saugt sie doch nicht deren Saft. Die Blätter sind fünflappig, dunkelgrün und glänzend. Die mit Blüten besetzten Zweigen der älteren Stöcke tragen ovale Blätter, die ein wenig an jene des Birnbaums erinnern.
Der Efeu blüht nur sehr selten und dann im Herbst: seine kleinen, grünlichen
Blüten in Dolden, seine erbsengrossen Früchte reifen im Winter und werden blau- schwarz.
Er ist eine alte Kultur- und Heilpflanze. Im alten Ägypten galt er als heilig.
In Griechenland war er dem Gott des Dionysos geweiht, der Gott des Weins, der Lebenskraft-und Freude.
Dioskorides (griech.Arzt 1.Jh.) verwendete Efeu gegen alle möglichen
Krankheiten, besonders gegen Ruhr, Milzbeschwerden, Geschwüre, Ohren-und
Zahnschmerzen. Im Mittelalter wird die Liste länger: Gelbsucht, Schlaflosigkeit,
Schwerhörigkeit, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Unregelmässigkeiten beim Zyklus der Frauen usw. Die Anwendung von Efeu kann nützlich, aber auch gefährlich sein, denn er wirkt verheerend, wenn man zu grosse Mengen einnimmt. Die Anzeichen einer Vergiftung durch die Blätter und Früchte beginnen mit Erbrechen, Durchfall, Magen-Darmreizungen und enden mit furchtbaren nervösen Störungen.
Tiere sind da unempfindlicher, wenn Drosseln und Meisen besonders hungrig sind, kann es geschehen, dass sie diese ohne Schaden verzehren.
Ausschliesslich äusserlich angewendet, ist der Efeu eine der besten Arzneien.
Er hat eine etwas aufputschende Wirkung, senkt Fieber, regt die Schweissabsonderung an und regelt den Zyklus der Frauen. Er kann erkranktes Gewebe regenerieren (Geschwüre, Geschwülste, Schwellungen). Er wird mit Erfolg gegen schwere Brandwunden angewendet und ist ein gutes Mittel gegen Rheuma und ein Schmerzberuhigungsmittel.
In einer Zeit, in der die Gefahren der chemischen Schmerzlinderungsmittel
(Analgetica) aufgezeigt werden, sollte man wieder an jene Mittel denken, welche uns die Natur kostenlos anbietet. Man kann sie als Pflaster, Breiumschläge, Gurgelwasser und Bäder zur Behandlung von aller Art Schmerzen, angefangen bei Zahn-Ohrenschmerzen verwenden.
Wie die meisten bitteren Pflanzen ist auch der Efeu gut für Magen und die Verdauung, er wirkt auch harntreibend, eine noch beachtliche Eigenschaft; er fördert die Schönheit. In Breiumschlägen lässt er überflüssiges Fett dahinschwinden und entfernt Zellulitis.
Verwenden sollte man nur die Bätter, nicht aber seine Früchte, sie sind zu gefährlich, besonders für Kinder – bis tödlich.
Schafe und Ziegen essen diese Pflanze mit Genuss, man sagt, dass sie bei Ziegen sogar die Milchproduktion steigert.
Pflücken Sie die Blätter zu jeder Jahreszeit. Nehmen Sie nur so viel, wie Sie gerade brauchen, denn man sollte immer nur ganz frische Blätter verwenden.
Wählen Sie Efeu, der im Wald und weit entfernt von Verschmutzungen wächst.
Zubereitung zur Äusserlichen Anwendung:
Kompressen gegen Schmerzen: Eine Handvoll frischer Blätter pro Liter Wasser,
Breiumschläge gegen Schmerzen, Rheuma usw: Legen Sie den Brei aus frischen
Blättern direkt auf die zu behandelnde Körperzone.
Kompressen gegen Zellulitis: Bereiten Sie einen Absud aus frischen Blättern und tränken Sie damit ein Tuch, das auf die Körperstelle gelegt wird.
Gurgelwasser gegen Zahnschmerzen und Zahnkaries: Bereiten Sie aus frischen Blättern einen Aufguss, salzen Sie reichlich. Natürlich dürfen Sie diesen Sud nicht schlucken – gurgeln und ausspucken.
Efeu-Bäder: 1 Hand voll Efeu auf 1 l. Wasser 1 Std. kochen, diesen Sud ins Badewasser giessen, hilft bei Ischias, Flechten und Weissfluss.
Innerlich: Einen Teelöffel Efeublätter mit einer Tasse (200 ml.) kochendem Wasser übergiessen, 15 Min. ziehen lassen, durch einen Sieb abgiessen. 2 Tassen tägl. hilft bei Husten, Stirnhöhlenentzündung, Gicht, Rheuma und bei zu starker Menstruation; seine Wirkung ist jedoch schwächer als bei den Extrakten die man in den Apotheken bekommt.
Der Efeu ist auch in der Homöopathie zu finden.
Ich könnte noch einige Rezepte auflisten, aber vielleicht sind Sie neugierig geworden und stöbern nun selbst noch ein bisschen über diese Pflanze.
Übrigens:
Der Efeu wurde zur Arzneipflanze 2010 gekürt.
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