„Nervenberuhigend und Lichtbringer“
Das Johanniskraut erscheint in der Schweiz in 19 verschiedenen Arten. Der botanische Name Hypericum wurde der Pflanze von den alten Griechen gegeben.
Eine Version besagt, dass er von hyper eikon (über jede Vorstellung, jedes Bild gehend) abgeleitet wird, was auf die grosse Heilkraft der Pflanze hinweist. Wahrscheinlicher ist jedoch der Bezug zum Titanen Hyperión (der Obere), der mit Theia den Sonnengott Helios gezeugt hat. Helios (der mancherorts auch Hyperion genannt wird), trägt um das Haupt eine Strahlenkrone und heisst „der Leuchtende“.
Der deutsche Name Johanniskraut kam der Pflanze zu, weil sie um das Fest Johannes des Täufers (24.Juni.) herum blüht, und weil der Saft von blutroter Färbung ist, so brachte man die Pflanze in Verbindung zum Märtyrer. Im Volksmund auch Elfenblutkraut, Herrgottsblut, Jesuswundenkraut oder Johannisblut genannt. Aber noch davor wurde das Johanniskraut, einst dem Sonnengott Baldur oder Belenos geweiht. Sie ist wohl die Pflanze wenn es um Mittsommer geht. In den altgermanischen Sonnwendkulturen spielte sie eine wichtige Rolle, denn einerseits weisen Blütenform und -farbe auf die Sonne hin, andererseits galt sie als „Lichtbringer“. Es heisst, sie sei mit der Kraft der Sonne gefüllt und sollte zur Mittagszeit an Mittsommer geerntet werden, um die stärkste Sonnenkraft zu enthalten. Im französischen heisst sie Millepertuis (tausendmal durchstossen), betrachtet man die kleinen grünen Blätter durch ein Vergrösserungsglas, oder hält sie in die Sonne, so sieht man hunderte von Löchern, diese kleinen Löcher sind Drüsen, die das heilsame, ätherische Öl (Hypericin, welches therapeutisch eingesetzt wird) ausschwitzen, das beim Zerreiben eine violett-rötliche Färbung hinterlässt.
Bekannt ist, dass Johanneskraut bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt wird. Aber auch bei innerer Unruhe, Ängsten oder anderen Beschwerden der Psyche, die zum Beispiel während der Wechseljahre oder nach einer Geburt auftreten können, kommt es zum Einsatz. Weitere mögliche Einsatzgebiete sind Krankheiten, die ihren Ursprung in der Psyche haben, sich jedoch körperlich bemerkbar machen. Hierzu zählen zum Beispiel bestimmte Formen von Kopfschmerzen, Reizdarm oder Reizblase. Auch bei prämenstruellen Beschwerden kann eine Therapie mit Johanniskraut hilfreich sein. Traditionell wurde es bei Husten, Beschwerden der Gallenblase und Befall des Darms mit Würmern angewendet. Schon in der antiken griechischen und römischen Welt wurde Johanniskraut als Heilpflanze verehrt und verwendet. Plinius der Ältere beschrieb in seinem Werk „Historia Naturalis“ das Kraut als Medizin bei Verbrennungen. Im 1.Jahrhundert erwähnte der griechische Arzt Dioskurides bereits eine breitere Anwendung.
Früher galten alle Arten seelischer Störungen als Krankheiten, die vom Teufel bewirkt wurden oder durch Hexerei entstanden. Erst im Mittelalter wurde die Heilwirkung bei Depressionen und anderen psychischen Störungen entdeckt. Johanniskraut wurde deshalb oft als Teufelsaustreiber oder Hexenkraut bezeichnet. Die Legende besagte, der Teufel habe die Verehrung und Heilwirkung der Pflanze zerstören wollen und deshalb mit einer Nadel in ihre Blätter gestochen oder anderenorts wird von der Schrotflinte gesprochen.
Im 16. Jahrhundert schilderte der Arzt Paracelsus in seinem Buch „Von den natürlichen Dingen“ die Heilpflanze als Kraut gegen „dollmachende Geister“. Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten. Johanniskraut wurde in der Volksmedizin als Abtreibungsmittel genutzt. Volksmedizinisch wird Johanniskraut als Tee und Tinktur auch bei Menstruationsbeschwerden und pubertätsbedingten Verstimmungen verwendet. Das Johanniskrautöl (Rotöl, Johannisöl, Oleum Hyperici) wird als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung, Wundheilung, Verrenkungen, Verstauchungen, bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet, es kann auch innerlich angewandt werden. Bei Sonnenbrand und Verbrennungen bringt es Linderung. Man gewinnt es, indem man Johanniskrautblüten 6-8 Wochen lang in kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl einlegt, gelegentlich schüttelt und auf der Fensterbank in der Sonne stehen lässt.
Aufgrund seiner Vielfältigkeit gehört das Johanniskraut-Öl in jede Hausapotheke.
Mit einem Ansatzschnaps aus Blüten und Kraut werden Einschlafstörungen und innere Unruhe behandelt. Bei leichten bis mittelschweren Depressionen wird in der Regel eine Tagesdosis von 850 - 1800mg Johanniskrautextrakt empfohlen. Viele Produkte enthalten dagegen Johanniskraut nicht als Extrakt und sind somit wesentlich geringer konzentriert - 850 mg Extrakt entsprechen ca. 4250 mg Johanniskraut. Hier sollte man genau auf die Kennzeichnung achten. So hoch dosierte Johanniskraut-Präparate bekommt man nur in der Apotheke. Man muss aber darauf achten, wenn man Johanniskraut im Sommer zu sich nimmt, wird die Haut lichtempfindlicher, d.h. Gefahr von Sonnenbrand. Johanniskraut kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen, vor allem immunsuppressive Medikamente werden durch Johanniskraut abgeschwächt. Auch die Wirkung von manchen AIDS-Medikamenten, Antibiotika, chemischen Antidepressiva, Herzglykoside, Gerinnungshemmer, manche Antiepileptika wird gehemmt. Johanniskraut steht im Verdacht, die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln (Pille) herabzusetzen. Dieser Verdacht konnte zwar bisher in zahlreichen medizinischen Studien nicht bestätigt werden, aber man sollte ihn sicherheitshalber berücksichtigen. Wenn man starke Medikamente einnimmt, sollte man unbedingt den Arzt zu Rate ziehen, bevor man Johanniskraut anwendet.
Johanniskraut wird auch oft in Bezug zur Liebe benutzt und es bringt Licht in unsere Seele.
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